Ein „Chefideologe der Kunst“ kommt zum Art Directors Club Festival mit dem Manifest Maschine K.U.N.S.T. und proklamiert in einer energiegeladen Performance die ‚Diktatur der Kunst‘. Wie immer ein bisschen dada – und für Uneingeweihte vielleicht eher gaga – brüllt er seine Ablehnung gegenüber Ideologie, Religion, Autorität und Politik regelrecht heraus.
“Tiere brauchen keine Ideologie, Babys brauchen keine Ideologie, Kinder auch nicht.”

Meese wird nächstes Jahr 50, und je älter er wird, desto dringlicher ist ihm das Anliegen, sich von Kunst völlig vereinnahmen zu lassen. Die öffentliche Figur Jonathan Meese spielt selbst leidenschaftlich gern mit überhöhten Konzepten, obsessiven Inszenierungen und provokanten Thesen. Ähnliches erwartet er auch von jungen Menschen, die Künstler sein wollen: sich völlig auf etwas einzulassen und alle Einflüsse von außen auszublenden. Kunst kann und darf für Meese alles. Wenn sich jungen Talenten profane Hürden wie das Einreichen einer Mappe mit eigenen Arbeiten in den Weg stellen, solle man diese nicht zu ernst nehmen.
Meese: „Ich finde sowas eigentlich beschissen. Kunst hat nichts mit Abstimmung zu tun oder mit Auswahlverfahren. Ich habe auch eine Mappe an der Kunsthochschule abgegeben. Das ist Kitsch, das ist natürlich nicht Kunst. Es bedeutet nichts. Das muss man dann halt machen – wenn man es mit Humor nimmt, ist es okay“.
„Maschinen können keine Ideologie produzieren.”
Kunst sei die Zukunft, „wie ein Meteor, ein Blitzschlag“. Events wie das ADC Festival seien eine Plattform, eine Art „Intermezzo“, aber dennoch „mit Liebe gemacht und mit tollen Leuten“. Nur „jemandem in den Arsch kriechen“ sollte man gerade als junger Mensch mit künstlerischen Aspirationen nicht. Man müsse sein Ding machen, sich ganz auf etwas einlassen. Meese: „Inspiration gibt es überall. Ich finde überall Inspiration“.
Und Künstliche Intelligenz? Die ist für ihn immer ideologiefrei. Deswegen dürfe man auch keine Angst davor haben. „Maschinen können keine Ideologie produzieren. Unmöglich. Wird auch nie passieren. Solange man sich nicht von Ideologie blockieren lässt, kann jeder Künstler sein“.