Am Ende geht es ums Geschäft. Der European Film Market (EFM) gehört zur Berlinale wie der Rote Teppich, die Schauspieler und die Kinofilme. Er ist der Treffpunkt für Filmschaffende und Filmverleiher schlechthin. Hier entscheidet sich, welcher Film überhaupt in die Kinos kommt, und welcher vielleicht nie ein breites Publikum sehen wird.
Im Martin-Gropius-Bau finden sich Menschen neun Tage lang aus aller Welt zusammen, suchen ihresgleichen oder das passende Gegenstück: Produzenten suchen Koproduzenten, Filmemacher suchen Verleiher, Verleiher suchen die besten Filme für ihren nationalen Markt.
„Ich wurde ins kalte Wasser geworfen“
Die Präsidentin, die Grande Dame des EFM, ist Beki Probst. Sie kennt den Markt wie keine andere. 26 Jahre leitete sie die Geschicke des Marktes, bevor sie 2014 zur Präsidentin ernannt wurde. Sie war es, die die kleine Filmmesse auf die internationale Bühne hob, wie sie den hFMA Netzreportern im Interview erzählt:
„Ich war in der Schweizer Filmfestivalbranche tätig, als mich der damalige Chef der Berlinale fragte, ob ich nicht die Filmmesse der Berlinale leiten wollte. Ich wurde ins kalte Wasser geworfen, am Anfang waren wir nur zu dritt. Die erste Messe fand im Bikinihaus Berlin statt, zusätzlich hatten wir Kinos im Zoo und neun kleine Studios im CineCenter. Als erstes änderte ich den Namen, denn ‚Messe‘ klang für mich so nach Möbel- oder Teppichmesse. Es gab einen American Film Market, da benannte ich unseren Markt in European Film Market um.“
Seitdem expandiert der Markt. Dieses Jahr sind mehr als 540 Aussteller aus über 100 Ländern vertreten. Noch wichtiger: Über 700 produzierte Filme hoffen auf dem EFM auf einen Verleiher. Unzählige, noch nicht verfilmte Ideen werden vertieft. Die Herausforderung sei es, sagt Probst, eine funktionierende Infrastruktur für die Menschen zu schaffen, die Filme machen, kaufen oder verkaufen, produzieren oder finanzieren.
European Film Market als Kontaktbörse
„Ich mache die Filme nicht selber, aber ich muss diese Struktur schaffen und nebenher aufpassen, dass wir nicht schlafen in einer Welt, die sich irre irre schnell verändert. Ich muss mich informieren, um mit diesen Neuigkeiten Schritt zu halten.“ Ob ein Markt erfolgreich ist, lässt sich nicht in Geld oder Profit messen.
„Neben dem Berlinale Festival ist der EFM eine Kontaktbörse, er bringt Menschen zusammen. Menschen, die ein gutes Buch gelesen haben und es verfilmen wollen, und dafür die richtigen Leute suchen. Filmverleiher, die gute Filme suchen. Menschen, die für ihre Projekte Finanzierung suchen. Diese Menschen bringen wir zusammen. Wenn wir in den Tagen des Marktes gute Filme verkaufen, wenn gute Kontakte entstehen für die Filme die noch kommen, dann war der Markt erfolgreich“, erklärt Probst.
Jungen Filmemachern rät sie: „Ein Film ist wirklich erfolgreich, wenn er eine gute Geschichte hat. Wobei das sehr subjektiv ist, der eine will lachen, der andre will weinen, aber allgemein gilt, eine gute Geschichte ist eine Geschichte, die Leute berührt.“
Probst wurde in Istanbul geboren und studierte Jura und Journalismus. Heute lebt sie in der Schweiz.

Beki Probst & Alain Berset (Schweizer Bundesrat)
Die Netzreporter begleiteten Madame Probst und Alain Berset, Schweizer Bundesrat, bei seinem Rundgang und Standbesuch bei Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Mexiko. Er will den gegenseitigen Austausch zwischen der Schweiz und diesen Ländern in der Filmbranche stärken.
Text/Fotos: Lisa Klein, Interview hat geführt: Gentjana
Sehr schöner Artikel und tolle Fotos!