Der Hype um Tiger Girl – „Jeder ist ein bisschen Tiger und ein bisschen Vanilla“

Maria Dragus und Ella Rumpf in Tiger Girl, Regie: Jakob Lass © 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Fogma

Maria Dragus und Ella Rumpf in Tiger Girl, Regie: Jakob Lass
© 2017 Constantin Film Verleih GmbH / Fogma

Tiger trifft Vanilla. Vanilla, ambitioniert aber wenig talentiert, hat gerade den Aufnahmetest bei der Polizeischule versemmelt und besucht stattdessen die Schule eines privaten Sicherheitsdienstes. Tiger, wenig ambitioniert, aber talentiert, hält sich mit möglichst wenig Arbeit über Wasser. Sie knöpft Leuten Geld für einen eigentlich kostenlosen Parkplatz ab, fährt gelegentlich Taxi und rettet Vanilla nebenbei zweimal aus einer unguten Situation mit aufdringlichen Typen. Gegensätzlicher könnten Tiger und Vanilla also nicht sein, und es entwickelt eine Freundschaft mit Höhen und vorprogrammierten Abstürzen.

In Tiger Girl von Regisseur Jakob Lass und Autorin Ines Schiller kämpfen zwei junge Frauen auf unterschiedlichste Weise mit ihrer Umwelt. Tiger (Ella Trumpf) mit ihren Fäusten, Vanilla (Maria-Victoria Dragus), die eigentlich Margarethe oder Maggie heißt, mit ihrer Höflichkeit. Bis die beiden sich treffen. Bis die beiden in der jeweils anderen das zu finden scheinen, was sie in sich nicht finden können. Vanilla, die dazugehören will, nicht auffallen will, von allen gemocht werden will. Tiger, die in einem Campervan haust und auf ihre Freunde in deren illegalen Quartier auf dem Dachboden eines Hauses aufpasst, Tiger, die sich nimmt was sie will und die mit Drogen nichts am Hut haben will.

Schock und Faszination

Es treffen zwei Wesen, zwei Welten aufeinander, die bald nicht mehr mit und nicht mehr ohne einander können. Die Charaktere entwickeln sich zusammen in gegensätzliche Richtungen, aus Vanilla wird ein Tiger Girl, aus Tiger Girl eine (Art) Vanilla. Oder gibt es am Ende gar nur eine von beiden? Und wenn ja, welche?

Das Netzreporter-Fazit: Tiger Girl ist ein dynamischer, explosiver, bunter und vor allem stilvoller Film. Die Charaktere sind klar gezeichnet, aber nicht überzeichnet. Jakob Lass schafft es, spontane Kung-Fu-Szenen zwischen Tiger und einer PR-Verantwortlichen inmitten einer Kunstausstellung zwar absurd und überhöht, aber nicht fehl am Platze darzustellen. Ihm gelingt es auch, Vanillas Verwandlung vom höflichen Mauerblümchen in eine brutale, rücksichtslose Schlägerin so zeichnen, dass der Zuschauer gleichermaßen schockiert wie fasziniert ist. Filmtipp!

„Leinwandgold“

Produzent und Komponist Golo Schultz im hFMA Netzreporter-Interview über die Message von Tiger Girl: „Der Film Tiger Girl hat viel mit Respekt zu tun. Er will ein Zeichen setzen dafür, dass wir, selbst wenn wir uns streiten, uns trotzdem respektieren und zuhören sollten. Man kann sich auch mal eine runterhauen, aber danach sollte man wieder Freunde sein.“

Tiger Girl arbeite stark mit dem Gefühl der Ohnmacht im Leben, damit, dass man wieder mehr rauskommen und seine Meinung sagen müsse, so Schultz weiter. „Dafür haben wir zwei ganz unterschiedliche Darstellerinnen genommen, die eine ist ganz schüchtern, die andere eher rockig und punkig. Gespielt werden die beiden von Maria Dragus (Vanilla) und Ella Trumpf (Tiger). Die beiden kannten sich schon vor dem Film und waren gut befreundet. Diese Paarung war für uns einfach Leinwandgold“, sagt er.

Die Tatsache, dass die beiden Hauptdarstellerinnen so viel Authentizität ausstrahlen, habe „am Ende ganz viel mit Liebe zu tun“, sagt Schultz. „Man muss die Schauspieler und die Figuren lieben, und das schon beim Schreiben. Jakob (Lass), der Regisseur, und Ines (Schiller), die Autorin, haben beide ein wahnsinniges Gespür für die Figuren. Es ist wichtig, diese Liebe weiterzugeben. Wenn das über die Leinwand rüberkommt, wird das Wilde charmant, die Gewalt bleibt aufregend. Denn jeder ist ein bisschen Tiger und jeder ein bisschen Vanilla“, sagt Schultz.

Tiger Girl läuft am 6. April bundesweit in den Kinos an.

Hier geht’s zum Interview mit Produzent Golo Schultz.

Text & Interview: Lisa Klein

Über hFMA NETZREPORTER

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