Rosie Arnold auf dem ADC Festival 2019 in Hamburg

»We have the power to change things from within.«

– Rosie Arnold

Was am Ende wirklich zählt ist, wie sich Menschen in deiner Gegenwart fühlen.
Rosie Arnold hätte es nicht besser machen können. Sie selbst ist eine Löwin im Kreativ-Business und bekannt für ihre Arbeiten im Bereich des Impact Designs. Als ehemalige Präsidentin des D&AD London führte sie den Designpreis The White Pencil im Bereich Impact Design ein. Dieser Preis ehrt jene Arbeiten, die mehr als nur Produkte verkaufen wollen – die Einfluss haben und unsere Welt ein klein bisschen besser machen.

Rosie Arnold auf dem ADC Festival 2019
Rosie Arnold auf dem ADC Festival 2019

Mit mehr als 30 Jahren bei BBH London, unzähligen Kampagnen mit großem Erfolg, Jury und Mentorerfahrung ist Rosie die Powerfrau schlechthin. In ihrer Keynote auf dem ADC Festival spricht sie über einen ihrer berühmtesten Cases während ihrer Zeit bei AMV BBDOder Trash Isles. Eine Kampagne, die ihre Intensionsvorstellungen mehr als übertroffen hat. Durch die Zusammenarbeit mit LADBible und The Plastic Oceans Foundation schuf sie das 196ste Land der Welt. Ein Land, welches durch den Konsum der Menschen kreiert wurde und seither von jeglichen Regierungen ignoriert wurde. Es geht um nichts weniger als acht Millionen Tonnen Plastik, die jedes Jahr in unsere Ozeane geschwemmt werden und im Pazifischen Ozean, nähe der Küste Hawaiis, bereits eine Fläche von der Größe Frankreichs angenommen haben. Um diesen Zustand nicht weiter ungeachtet zu lassen, ergriff Rosie mit ihrem Team die Initiative, was den Stein mehr als nur ins Rollen brachte. Die Aktion erzielte weltweite Aufmerksamkeit und die Unterstützung zahlreicher Menschen, darunter viele prominente Persönlichkeiten. Das Thema Plastik ist ein Thema das uns alle interessieren muss, denn es hat konkrete Konsequenzen für uns und unsere Zukunft. Dieses Interesse ist nur eins der vielen Themen, die Rosie mit ihren Arbeiten stark macht.

Angehende Designer stellen sich vermehrt die Frage nach dem Sinn ihrer Arbeiten.
Viele streben nach mehr, als dem bloßen Erfolg. Sie wollen etwas bewirken, auf etwas aufmerksam machen und Menschen bewegen. Anschließend an ihre Rede frage ich sie nach einem spontanen Interview. Sie lächelt mich an und sagt: »Of course, lets go!« Nicht nur auf der Bühne hat sie eine großartige Energie, als wir Backstage laufen um unser Set zu erreichen, sind die Gänge recht eng und die Treppen aus Stein. Rosie sprintet mit Zack in ihren strahlenden High Heels die Treppen hinauf – ich bin beeindruckt. Wir unterhalten uns kurz und starten dann mit dem Interview.

Mich interessiert vor allem was Rosie über junge, angehende Kreative denkt und wie diese ihre Karriere starten können, während sie gleichzeitig ihre Werte schützen. Sie spricht von ihren Erfahrungen, was ihr in der Werbebranche über die Jahre hinweg aufgefallen ist und wie sie mit konkreten Problemstellungen umgegangen ist.

»I always felt passionately that we have the power to change things from within. […] If I just let advertising go off and do its thing over there, it’s never going to change, so the idea that you always use very slim, beautiful models all the time and that you are maintaining the stereotypes, that’s going to happen unless we passionate believers work from inside.«

»So my message really is: you got an enormous amount of power!«

Als angehende Designerin inspirieren mich ihre Aussagen sehr, dennoch frage ich mich ob sich gerade die neue Generation, zu Beginn ihrer Designer-Karierre, trauen würde einen großen Case abzulehnen, widerspricht dieser deren Grundwerte oder ist moralisch kontrovers.

»Years ago, when I was at BBH, BBH got a company called Monsanto, which was a genetically engineered food source, which I fundamentally disagreed with, and at that time I didn’t want to work on it. So I went to John Hegarty and said: ›I don’t believe in this, I don’t want to work on it.‹ And John was a hard taskmaster. – He is also one of my favorite people on the planet. – And he said: ›Ok, well.‹ He worked out what percentage of income Monsanto gave BBH and he deducted that percentage from my salary. So I had ten percent deducted from my salary, because I wouldn’t work on Monsanto. But, I honored him for that, because actually, you know, he’d always say: ›A principle isn’t a principle, until it costs you something.‹ […] I actually really valued the fact that he gave me that opportunity, rather than forcing me to work on it.«

Nun, während sich einige in der Designbranche wünschen würden mit jemandem wie John Hegarty zu arbeiten, was ist mit jenen, deren Vorgesetzte nicht so souverän reagieren? Sollte man für seine Werte dennoch einstehen, koste es was es wolle?

»Well, it depends on what it is and how strong your values are and I think we are living in a world where people do value ethics. […] I think you have to question yourself, what does it mean to you? Yes, I am starting out, but how passionately do
I feel about this?«

Ich denke diesen Rat können wir uns sehr gut zu Herzen nehmen. Rosie selbst kam durch ihre Liebe zu Ideen in die Werbebranche. Sie wollte nie nur ein Spezialgebiet des Designs bedienen, sodass die Kombination aus mehreren Designdisziplinen und Ideen in der Werbung, ihr Herz höher schlagen ließ. »I couldn’t believe there is a job that existed that was about design and ideas – oh my god –, it was like heaven.«

Zu Zeiten der 80er war es durchaus schwierig für Frauen in der Branche Fuß zu fassen. Rosie erzählt von weiblicher Unterstützung und wie sie ihre Arbeiten durchaus, dem Geschmack der männlich dominierten Designerwelt, anpassen musste.

»[…] you get into a brief, you create an idea and then you show it to your creative director, who guess what, 95% of creative directors are men and they’re gonna have to like your work to buy it. And then it is going to be presented to a client, who guess what, are all men. And then if you’re gonna make it, you’re gonna make it with a director and photographer, who guess what, are all men. And then if you’re gonna get your career to move on, you need to win awards, and so who are on the jury? Oh, all men. And then I look back over the last 15 years about what the big winners are and it’s changing I’m glad to say, but in the past, particularly my generation, it was football, cars, technology, beer, things that really appeal to guys, […]. And I was lucky, because I worked at Lynx or Axe, which was a big, sexist brand. And I ran that, and I won lots of awards on it, because male juries were voting on it.«

Während auf dem ADC Festival dutzende von Nägeln vergeben werden, so gehen einige Designer doch auch leer aus. Was mich interessiert ist, wie Rosie zu Designpreisen steht und was ihr Ratschlag für diejenigen ist, die noch keinen Award abgeräumt haben. Sind sie denn wirklich so wichtig um sich in der Branche einen Namen zu machen?

»Yeah they do. I’m sorry to say it, but they do. Because […] if you think about it. If you are gonna go to a solicitor […] you need to get some recognition that they do their job well. So, they need to have a certificate that says: I’m a really good solicitor. And where do you get those certificates if you are a creative? The awards are all certificates to say: This is a good creative person.«

Designer brauchen also Preise, um bestätigen zu können, dass sie gute Arbeit leisten. Teilweise kann ich dem zustimmen, dennoch haben wir aus vorherigen Beispielen deutlich gesehen, wie subjektiv die Bewertung der Arbeiten doch ist. Auch das kann Rosie bestätigen. Ihrer Meinung nach gibt es Arbeiten, die überall Anerkennung genießen und jene, die eben manchen gefallen und manchen nicht »[…] depending on the jury you got on the day.«

Nach jahrelangem Erfolg in der Werbebranche verließ Rosie AMV BBDO, zu Ende 2018, um sich ihren eigenen Projekten voll und ganz zu widmen. Momentan arbeitet sie an einem Clip, der den Blickwinkel auf die Art und Weise, wie Menschen mit Altzheimer Patienten umgehen, verändern soll. »If you are elderly and you’ve forgotten something, or you’re confused, people get really impatient with you. But if it was a child, you would be endlessly kind and reassuring and thoughtful.«

Aber nicht nur mit solch großartigen Projekten ist Rosie weiterhin eine Changemakerin, auch im privaten Leben hilft sie wo sie nur kann. Als Mitglied der Charity Organisation Creative Equals, welche sich für mehr Diversität und eine höhere Frauenquote in der Kreativwelt einsetzt, unterstützt Rosie aktuell eine Studentin aus Birmingham. Da Unterkünfte in London, gerade für Studenten, so gut wie nicht bezahlbar sind und Rosie in London lebt, bot sie in diesem Fall ihre privaten vier Wände zur Unterstützung an.

Ein paar Minuten bevor sie mir das erzählt, frage ich sie, ob sie Mentoren und Menschen zu denen man aufschauen kann als wichtig empfindet. »I think so! And I think if you are choosing a mentor, trying to find one, look at work and find out whos work do you really love? And then try and get to see them, and then keep going back to see them […]«

Ich denke hier hatte jemand großes Glück, Rosie als direkten Mentor zu gewinnen. Sie selbst setzt viel auf Menschen, die sie inspirieren und unterstützen und verkörpert diese Rolle ebenfalls für jeden, der ihr Arbeiten zeigen möchte. »[…] whenever a student comes and shows me their work I go: ›Come back! I’ll help you work on it.‹«

Ich denke jedes Feedback von ihr ist mehr als hilfreich und fußt auf jahrelanger
Erfahrung und Weitsichtigkeit. Dankbar verabschiede ich mich von Rosie, wobei sie
nochmals betont: »It’s good fun you see. I think just be aware that you do have fantastic opportunities and it’s great fun, it’s a great fun job!«

Thank you Rosie, it was an absolute pleasure talking to you! We will believe in our power to change something!

Verfasst von: Julia Wolf
August 2019

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